Städtisches Museum Neunkirchen

... erlebbare Geschichte
 

Gründung im 19. Jahrhundert



Zunftzeichen: Zum Goldenen Engel

Das Städtische Museum Neunkirchen ist ein Stadt- und Bezirksmuseum der Stadt Neunkirchen in Niederösterreich und steht in der Stockhammergasse 13. Das Gebäude selbst steht unter Denkmalschutz.
Das Museum wurde 1910 von Heinrich Mose und dem damaligen Bürgermeister Emil Stockhammer als „Localmuseum“ gegründet. Am 25. September 1911 erfolgte die Eröffnung in zwei Räumen des Rathauses, in denen die von Mose gesammelten Objekte zu Archäologie, Industrie und Lokalgeschichte ausgestellt wurden. Mose (oder Moses) wurde auch zum ersten Museumskustos in Neunkirchen ernannt.

Mit dem 1. Weltkrieg fand der Aufschwung des Museums sein vorläufiges Ende, die Sammlung allerdings konnte in Sicherheit gebracht werden. In den frühen 1920er Jahren nahm sich dann der akademische Maler Fritz Weninger der Objekte und des Museums an, und vergrößerte die Sammlung enorm. Er war es auch, der die archäologische und paläontologische Sammlung des Hauses gemeinsam mit Oberlehrer Karl Patacek und Konditormeister Rudolf Stalla aufbaute. Am 29. April 1932 wurde das Museum wiedereröffnet, diesmal unter dem Namen "Städtisches Museum Neunkirchen".

Die drei Kustoden betreuten die unterschiedlichen Sammlungen mit viel Enthusiasmus und Herzblut und vergrößerten sie stets, weshalb ein Umzug in ein größeres Gebäude notwendig wurde. Das Museum wurde folglich 1940 in das ehemalige Wohnhaus von Emil Stockhammer verlegt. Die Ziehtochter Leopoldine Stockhammer und eine Hausgehilfin wurden als Mitarbeiterinnen angestellt, da sie im Haus wohnten, und betreuten die Sammlungen während der Zeit des 2. Weltkrieges. Diese wurden während der Bombenangriffe in nahen Orten in Sicherheit gebracht, nach Kriegsende aber wieder in das Museumsgebäude in der Stockhammergasse transferiert.

Nach Wirren bis in die 1950er Jahre konnte das Museum unter dem Kustos Karl Schmidl wieder erblühen und wurde zu einem Zentrum der Forschung. Unter anderem beschäftigte sich der Althistoriker und Archäologe Franz Hampl mit den Funden aus der Urgeschichte in der Region und betrieb experimentelle Archäologie zur Kupferverhüttung im Museumsgarten. Auch das NÖ Landesmuseum leistete durch Experten einen wichtigen Beitrag zur Bestimmung und Verwaltung der Sammlungen und zur Neuaufstellung des Museums. Es wurde am 25. März 1961 als „Heimatmuseum Neunkirchen“ wiedereröffnet.

Die Sammlungen waren so umfangreich geworden, dass die Depots und Lagerräume bald aus allen Nähten platzten. In den Jahren nach Kustos Schmidl fiel das Museum in einen Dornröschenschlaf, da die Dauerausstellungen nicht umgestaltet wurden und die Besucherzahlen auf einem niedrigen Niveau stagnierten. Als die Sammlungen durch Vergessen und Schädlinge bedroht wurden, nahmen sich einige Freiwillige sowie Stadt- und Gemeinderäte unter der Anleitung des neuen Kustos Peter Pesseg ein Herz und begannen mit der Sicherung der Museumsbestände.

Der Umbau im Museum zur Erhaltung des Gebäudes, Inventur der Sammlung sowie ein neues Museumskonzept wurden bald in die Hände von 2 jungen Kustoden, Benedikt Wallner, Historiker, und Hannes Schiel, Archäologe, gegeben. Mit neuer Energie und einer stetig wachsenden Mannschaft an Freiwilligen Mitarbeitern konnte das Museum schließlich gerettet werden und konnte im Jubiläumsjahr 2011 unter dem alten Namen „Städtisches Museum Neunkirchen“ seinen Weg in die Zukunft beginnen.

Heute zeigt sich das Museum in alter Tradition mit drei Kustoden - Hannes Schiel, MA (Archäologe), Mag. Benedikt Wallner (Historiker) und Maga. Vanessa Staudenhirz (Historikerin) – die die umfangreichen Sammlungen betreuen, jährliche Sonderausstellungen kreieren und viele Sonderveranstaltungen für die Besucher bieten. Die Forschung hat wieder an Fahrt aufgenommen und wird durch die Universität Wien, das Ludwig Boltzmann-Institut und andere Forschungsinstitute rege unterstützt. Zahlreiche hauseigene Publikationen und Fachartikel schließen zunehmend die Forschungslücke in der Region im südlichen Niederösterreich und ermöglichen einen lebendigen Wissensaustausch regional, überregional und zunehmend international.



Sammlungen im Städtischen Museum Neunkirchen



Karteischrank der B&U Neunkirchen

Die Sammlungen des Städtischen Museums Neunkirchen dokumentieren die Stadt und den Bezirk Neunkirchen mit Objekten aus den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte und darüber hinaus. Die Verwaltung, Erhaltung und Neuordnung sowie die Aufnahme neuer Sammlungen erfolgt durch wissenschaftlich ausgebildetes Personal, wie auch durch eine große Menge an freiwilligen Mitarbeitern, die ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Bereichen anwenden können.

Diese ambitionierte Aufgabe des Regionalmuseums erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, den Behörden der Stadtgemeinde und nicht zuletzt durch die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger, die dem Museum mit Informationen, Verkauf, Leihgaben und Schenkungen beim Ausbau und der Verbesserung der Institution und seiner Sammlungen helfen.

In den 15 Ausstellungsräumen wird nur ein geringer Teil der über 12.000 Objekte gezeigt. Duplikate oder Objekte, die aus Platzmangel nicht ausgestellt werden können, befinden sich in den umfangreichen Depots.


Themenschwerpunkte:

  • Stadt- und Regionalgeschichte

  • Archäologie

  • Naturkunde (Geologie, Paläontologie, Zoologie)

  • Volkskultur

  • Numismatik




Archäologie: der "Neunkirchner Ötzi:"



Rekonstruktion Grab des Neunkirchner Ötzi

Der Bereich Archäologie umfasst eine große Bandbreite an Objekten aus über 5000 Jahren Geschichte. Dazu zählen der älteste menschliche Fund Neunkirchens, steinzeitliche und bronzezeitliche Waffen und Werkzeuge, keltischer Schmuck und Schwerter, Funde aus der römischen Antike unter anderem aus einem römischen Streifenhaus im Stadtgebiet und auch Funde aus Früh- und Hochmittelalter.

Der "Neunkirchner Ötzi" war kein Römer, sondern weitaus älter als alle bekannten Funde aus dem Stadtgebiet von Neunkirchen. Er ist 5.300 Jahre alt und lebte somit in der Kupfersteinzeit. Er gehörte der sogenannten "Badener Kultur" an und dürfte auch auf dem Gebiet der heutigen Innenstadt Neunkirchens gelebt haben.




Römerfest im Städtischen Museum



Bild von Zutaten der Römische Küche

Alljährlich Anfang September präsentieren römische und keltische Vereine für Geschichtsdarstellung im Museumsgarten Militär und Waffen, Handwerk und den Alltag der Römer und Kelten in Pannonien. Neben Heer- und Trachtenschauen kann der Besucher in das Leben der Antike mit allen Sinnen eintauchen. Als eine Besonderheit zeigen wir den Betrieb verschiedener Experimentalarchäologischer Stätten wie Schmelzöfen oder Brotbackofen, aber auch die Römische Küche kann von jedem Gast verkostet werden. Die vielen antiken Rezepte bieten, authentisch nachgekocht, für jeden Geschmack etwas und viele Produkte werden aus dem hauseigenen Projektgarten frisch für die Zubereitung geerntet. Eine Spielestation, die archäologische Ausgrabung für Kinder oder die Bogenschussbahn gewähren für jedes Alter eine Mitmachmöglichkeit und vermitteln ebenfalls einen Eindruck über das Leben der Antike wie die verschiedenen Stationen zu Schustern, Schmieden, Glasperlenerzeugung, Birkenpech, Färberei oder Schreibstube. Das römische Neunkirchen ist jedes Jahr wieder ein Erlebnis!




Der "Neunkirchner Pfennig:"



Bild Neunkirchner Pfennig

Neunkirchen ist eine der ersten mittelalterlichen Münzstätten in Österreich. Neben Originalen und Abgüssen von Neunkirchner Pfennigen aus dem 12. Jahrhundert setzt sich die numismatische Sammlung einerseits aus im Bezirksgebiet gefundenen, andererseits aus hier im Umlauf gewesenen Münzen und Scheinen zusammen - von keltischen Münzen und römischen Denaren bis zum Schilling der 2. Republik.













Volkskundliche Sammlung:



Grandelschmuck und Edelweißanhänger

Leben, Arbeit und Brauchtum der bäuerlichen und bürgerlichen Bevölkerung sowie das religiöse Leben und das Miteinander der verschiedenen Religionen im Neunkirchen der letzten 500 Jahre werden in der volkskundlichen Sammlung dokumentiert. Manche Objekte aus dem "Raum der Religionen" wie die "Heilige Kümmernis" aus Schwarzau/Steinfeld oder die Edlitzer "Totentanz"-Schilder sind in ihrer Art einzigartig und gehören zu den Schätzen des Museums. Die volkskundliche Sammlung wurde begründet durch den ersten Museumskustos Heinrich Mose, dessen Sammlung teils in Neunkirchen und teils im Volkskundemuseum in Wien verblieb.










Naturkundliche Sammlung:



Detailansicht aus der Paläontologischen Sammlung

Bereits seit den 1920ern wurden für das Museum Gesteine und Versteinerungen aus dem gesamten Bezirksgebiet gesammelt. Durch die Schenkung der Sammlung Matzke 1982 ist das Museum im Besitz einer der umfassendsten geologisch - paläontologischen Sammlungen zum Neunkirchner Bezirksgebiet. Raritäten wie der einzigartige Forellenstein (Ortho-Riebeckit- Gneis) von Gloggnitz, versteinerte Hölzer, Höhlenbär- und Mammutfunde sowie die rund 16 Millionen Jahre alten Rippen einer Seekuh gehören hierzu. Die zahlreichen paläontologischen Funde bieten einen reichen Fundus an teils unbekannten Arten, die einen wichtigen Forschungsbeitrag leisten.